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Ich muss etwas gestehen

Ich habe keine Heimat. Ich wohne zur Miete.

Ich wollte erst nicht Architekt werden.

Ich wollte Wohnungen bauen. Praktische, schöne, gemütliche, bezahlbare Wohnungen. Orte, wo man sich bei sich selbst fühlt. Zu Hause. Wo man bleiben darf, egal was passiert. Heimat.

In meinen jungen Jahren hat mir da etwas gefehlt.

So geht es nicht wenigen Menschen.

Manche merken es nicht. Haben viel zu tun. Haben andere Sorgen. Vielleicht, um es nicht zu merken.

Weil es so teuer ist, das gute Wohnen, wollte ich es billiger machen, damit es sich jeder leisten kann.

Schließlich will es ja jeder. Aber die Wenigeren wohnen wirklich zufrieden.

In der Stadtbücherei in Salzgitter-Bad (das früher mal ein schöner Ort gewesen ist – auch aus Architektensicht) fand ich die Idee, die mich viel später zum Architektur-Studium gebracht hat.

Form und Uniform

Ein Buch von Georgi Borisowski.

Ganz kurz: er stellt fest, dass Häuser immer noch gebaut werden, wie in früheren Jahrhunderten. Jedes Haus ist einmalig, ein Prototyp.

Der Prototyp von einem Auto – oder eben einem Haus – ist ein teures Ding. Alles Handarbeit. Viel Versuch und Irrtum (beim Bauen muss allerdings der erste und einzige Versuch ein Erfolg sein).

„Bezahlbar“ für den Normalverbraucher wird das Auto erst durch die Massenproduktion. So könnte es auch beim Hausbau sein.

Massenproduktion beim Hausbau gab es nicht zu Borisowskis Zeit. Und heute auch nicht wirklich so, wie wir es von unseren Konsumgütern kennen.

Borisowski wollte zur Serienfertigung von Wohnhäusern kommen. Und er war der Ansicht, dass das Stein-auf-Stein-Prinzip dafür nicht die erste Wahl sein konnte. Die Zukunft des Bauens könne man eher bei den Flugzeugbauern erlernen.

Noch eine Idee, die mich fasziniert hat. Borisowski schreibt, dass es in der chinesischen Schriftsprache 50.000 Zeichen gebe, um das auszudrücken, was man anderswo mit etwa zwei Dutzend Buchstaben zu Papier bringt.

Wenn man das aufs Bauen übertragen könnte…!

Er war nicht der Erste und nicht der Letzte. Leonardo da Vinci hat ein Elementbausystem erfunden. „Die Platte“ in der DDR (aber nicht nur dort) ist kein schlechter Weg zum kostengünstigen Wohnen. Da liegen die Mängel im Städtebau, weil keine Stadtquartiere geplant worden sind, sondern die effizientesten Kranbahnen (das sind die Gleise, auf denen der Kran bewegt wurde, der die Fertigteile auf die Etagen zu heben hatte).

Architekt statt Industrial Designer

So wollte ich eigentlich Industrial Design studieren. Aber dazu kam es nicht, sondern zu einem Studienplatz in Architektur. Und das an der „grünen“ Gesamthochschule Kassel.

Das war großes Glück für mich, denn da konnte ich mich den Dingen widmen, die mir wichtig waren. Und so habe ich mir neben ökonomischem, soziologischem, psychologischem und wohnphysiologischem Wissen auch mehr Informationen über industrialisiertes Bauen beschafft.

Das Bauen am Fließband kannte ich auch schon aus meiner Tischlerlehre in einer Fabrik für Fassaden-Elemente und Fertigbau. Manche kenne vielleicht noch JUNIOR-SYSTEMBAU und das TRELEMENT-System auf 3- oder 6-Eck-Raster, aus dem in einem populären Versandhauskatalog auch Einfamilienhäuser angeboten worden sind.

Meinen ersten Job nach dem Studium bekam ich dann als Architekt bei einem Holzfertigbauunternehmen – weil ich Erfahrung in Holzbau und Fertigbau hatte. Danach hatte ich wieder mit JUNIOR-SYSTEMBAU zu tun. Dann mit Projektsteuerung für Banken und Sparkassen.

Und schließlich ergab es sich, dass ich selbständig Einfamilienhäuser geplant und gebaut habe. Praktische, schöne, gemütliche, bezahlbare Wohnungen. Aus Steinen und aus Holz.

Fortsetzung folgt