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Katalog-Grundrisse können gut sein

Hat jemand was gegen Katalog-Hauspläne?

Mit guten Katalog-Grundrissen meine ich nicht das, was ich aus den meisten Prospekten von Schlüsselfertigbauunternehmen kenne. Sondern Grundrisse, die so durchdacht und ausgereift sind, dass fast jeder damit gut leben kann.

Das heißt optimale Variabilität.

Das ist schwer zu beschreiben. Ich versuche es mit einem Beispiel: Die Mietskasernen aus der Zeit von Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts – egal ob Gründerzeit, Eklektizismus oder Jugendstil – sind sehr ähnlich in ihren Grundrissen, aber sehr beliebt – noch heute. Anfangs wurden auch Soldatenfamilien in den Mietskasernen (daher der Name) untergebracht. Eine Familie in jedem Zimmer.

Auf dem selben Grundriss konnte aber auch ein General mit seiner großen Familie und Hauspersonal wohnen, oder der Hausbesitzer. Vorzüglich eignen sich diese Wohnungen aber auch heute noch für Wohngemeinschaften, egal ob Senioren oder Studenten, Arzt- und Rechtsanwaltkanzleien, Quartierskindergärten, Musikstudios, Massagesalons, Pensionen, Fahrradwerkstätten, Fotoateliers und vieles mehr. Wenn ein „Kataloggrundriss“ über ähnliche Qualitäten verfügt, dann finde ich ihn gut.

Ich weiß: das Beispiel hinkt, aber alles was hinkt, geht.

Ein Haus wird in der Regel viel älter als eine aktuelle Familienkonstellation. Ich halte es daher für eine sehr beschränkte Sicht- und Denkweise, ein Eigenheim, das mindestens 100 Jahre hält, für eine Situation maßzuschneidern, die wahrscheinlich nicht länger hält als 20 Jahre. Aber in Planungsgesprächen mit Bauherren kommt dieser Hinweis nicht immer gut an. Man baut schließlich nur einmal, und das kostet! und deshalb will man etwas maßgeschneidertes und nichts von der Stange oder aus der Schublade.

Konfektionsware passt Vielen

Bauherren, die bereits einmal ein ganz individuelles Eigenheim gebaut haben, verstehen mich aber immer sehr gut, weil sie Probleme haben, für ihr „altes“ Haus Käufer zu finden, die diesen Maßanzug (der an allen möglichen Stellen zwickt) ohne Murren weiter (er)tragen wollen.

Auch wenn ich „individuell“ plane, baue ich soviel wie möglich Variabilität ein. Die Bauherren merken das erst später, wenn die Familie größer oder kleiner wird oder auseinander geht oder das Haus verkauft wird. Das dürfte weit mehr wert sein, als das lächerlich niedrige Honorar, das ein Architekt dafür verlangen darf. Das ist halb so hoch wie die Mehrwertsteuer, aber sicher besser angelegt als diese.

Vorsicht vor unausgegorenen Katalogplanungen. Die sind die Regel.

Wissen Sie, was die größten, aber auch beliebtesten, Fehler bei die Eigenhei-Planung sind? Fragen Sie mich.